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Der „meditierende“ Meister

Ein Meister hatte die Angewohnheit, jeden Nachmittag ausgiebig zu schlafen. Von seinem Schüler befragt, warum er dies tue, sagte er, er besuche die großen Meister in der geistigen Welt.

Eines Tages nickte der Schüler bei der Meditation ein und schlief fest, als sein Meister ihn tadelnd weckte.

„Verzeih“, sagte der Schüler, „aber ich war in der geistigen Welt bei den großen Meistern.“

„Soso, und was haben sie gesagt?“

„Ich habe sie gefragt, ob mein Lehrer jeden Nachmittag bei ihnen sei, aber sie haben behauptet, ihn noch nie gesehen zu haben.“

Welche Wirkungen hat das Lachen?

Lachen hilft bei Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Angstzuständen, Schlafstörungen, Potenzproblemen, Magengeschwüren, Allergien und sogar bei Krebs! Es stärkt das Immunsystem, vergrößert also die Widerstandskraft des Organismus. Jeder, der herzhaft lachen kann, weiß, wie gut das tut. Nicht nur für den Körper ist das Lachen heilsam, sondern vor allem für die Seele und sogar für den Geist. Die Clowndoktoren mit ihren roten Nasen sind sich dieser Wirkung bewusst, und bringen Kinderherz in den Kliniken auf der ganzen Welt zum Lachen.

Was ist der Humor?

Dr. med. Nossrat Peseschkian, der Begründer der Positiven Psychotherapie schreibt: „Humor ist die Fähigkeit, heiter zu bleiben, wenn es ernst wird. Einen Weg, der Phantasie und Intuition in der Selbsterfahrung und Lösung von Konflikten mehr Raum zu geben, sehe ich in Geschichten, Mythologien, Parabeln, Konzepten und im Humor.“ Und er weist darauf hin, dass Geschichten, Märchen, Mythen, Fabeln usw. immer zwei Funktionen hatten: Einerseits der Unterhaltung zu dienen und andererseits waren sie jahrhundertelang das „Heilmittel“ einer Volkspsychotherapie – lange vor Entdeckung der modernen Psychotherapie.

Die Heilende Kraft des Lachens

Das Lachen heilt also Körper, Seele und Geist. Den Geist, weil es neue Erkenntnisse erlaubt. Lachen lockert, sprengt die Grenzen des eigenen Erkennens, öffnet Ritzen und Spalten in Denkmustern und weicht das festgefahrene Weltbild auf. Deshalb ist der Humor eine höchst philosophische Tugend und wird von klugen Pädagogen bis heute eingesetzt.

Sokrates bediente sich der „Ironie“, um seine Schüler durch die „Maieutik“ (Geburtshilfekunst der Seele) zur Erkenntnis zu führen. Die Ironie – griechisch  eironeía, wörtlich „Verstellung, Vortäuschung“ – ist eine Form der Äußerung, die – meist unausgesprochene – Erwartungen aufdeckt, indem zum Schein das Gegenteil behauptet wird. Man sagt also das Gegenteil von dem, was man meint. Sokrates stellte sich fragend dumm und lockte den sich überlegen wähnenden Gesprächspartner in die Falle – was ihn ja bekanntlich ziemlich unbeliebt machte. Er führte sein Gegenüber in einen ironischen Schock, dieser war dann bestürzt, demütig und schließlich bereit für eine neue Stufe des Bewusstseins. So geschah es auch mit Alkibiades, der glaubte, dass Sokrates erotische Interessen an ihm hatte. Das Interesse war wohl erotisch, aber nicht im physischen, sondern im Sinne des pädagogischen Eros. Alkibiades aber vermutete homosexuelle Ziele – und wurde dann durch die für ihn völlig unerwartete Ablehnung des Sokrates brüskiert. Diese wirkte wie der Schock eines Zen-Meisters, der seinem Schüler bei einer dummen Frage mit dem Stock auf den Kopf schlägt.

Uns scheint das brutal, aber: Die Intuition wird geweckt. Mit diesem Prinzip arbeitet auch der Zen-Buddhismus, wenn er in den Koans unmögliche Aufforderungen ausspricht: LESEN SIE DIESEN SATZ NICHT!

Der Humor im Spannungsfeld zweier Tugenden

Doch kehren wir zurück zum Humor. Wie jede Tugend liegt er zwischen zwei Lastern. Welche sind diese? Ernst und Übermut. Verzweiflung und Belanglosigkeit. Humor kann jede Situation unerwartet verwandeln, das ist seine Kraft. Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.

Die griechische Tradition berichtet vom Lachen Demokrits und den Tränen Heraklits: „Demokrit und Heraklit waren zwei Philosophen, von denen der erste, da er das Los der Menschen nichtswürdig fand, sich nie anders als mit spöttischem und lachendem Gesicht den Leuten zeigte. Heraklit, der über eben dieses unser Los Mitleid und Erbarmen fühlte, trug darüber ein beständig verdüstertes Gesicht und mit Tränen erfüllte Augen.“ Dies zitiert André Comte-Sponville in seinem Buch „Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben“.

Ein humorloser Mensch ist beklagenswert. Er neigt zur Verbitterung, Düsternis, es mangelt ihm an Demut und Bescheidenheit. Er ist zu sehr von sich und seiner Wichtigkeit eingenommen, er ist egozentrisch, fällt auf sich selbst hinein, ist streng oder aggressiv (das äußert sich durch bittere Ironie – im Gegensatz zur oben erwähnten sokratischen) und lässt es an Sanftmut, Großherzigkeit und Barmherzigkeit fehlen.

Er versteht die Welt nicht, die ja nur ein großes Welttheater ist. Die wahre Natur der Dinge entzieht sich ihm, denn „alles ist Maya“, ein Spiel, eine Täuschung, wie der Orientale weiß. Die uns umgebende Realität ist eine Illusion, unsere Gefühle, Gedanken und Erlebnisse sind vergänglich, alles ist leerer Schein, Schall und Rauch.

Humor und Ironie

Humor und Ironie sind zwei verschiedene Dinge. Ironie trennt, Humor verbindet. Ironie verletzt, Humor heilt. Ironie will beherrschen, Humor befreit. Ironie ist erbarmungslos, Humor barmherzig. Ironie ist demütigend, Humor demütig.

Humor entschärft den Ernst der Lage, er verhindert Hass, Wut, Rachsucht, Fanatismus, Kränkung und sogar die Ironie. Der Humor ist mit anderen Tugenden verbunden: Mut, Erhabenheit, Seelengröße. Freud merkte an: „Humor hat nicht nur etwas Befreiendes, sondern auch etwas Großes und Erhebendes.“

Woran erkenne ich einen weisen Menschen?

Wissen Sie, woran man einen wahrhaft weisen Menschen erkennt? An seinem Sinn für Humor. Und ebenso – wie ich sagen hörte – kann man daran einen Meister des Weißen Pfades von dem des Schwarzen Pfades unterscheiden, denn oft haben sie die gleichen überragenden Fähigkeiten.
Ein praktischer Tipp zum Abschluss:

Lachen Sie viel, das Leben ist ernst genug …

… meint Ihre

Gudrun Gutdeutsch &
Treffpunkt Philosophie Zürich